Ohne die Aromen der Gin Botanicals gäbe es keinen Gin. Erst durch ihre Zugabe, in den sonst neutralen Alkohol, verleihen Botanicals dem Gin seinen Geschmack.
Bei den klassischen Gin Sorten sind lediglich die Beeren des Wacholderstrauchs vorgeschrieben. Sie geben dem Gin seinen typisches Aroma. Doch bei neueren Sorten, tritt dieses Aroma immer öfter in den Hintergrund und ermöglicht so neue, interessante Geschmacksrichtungen und viel Freiraum für Experimente.
Doch was sind Botanicals genau? Welche werden häufig genutzt und wie viele Botanicals gibt es überhaupt?
Fragen, die wir mit diesem Ratgeber beantworten möchten.
Botanicals: Die Gin Gewürze
Da es keine gute Übersetzung für das Wort “Botanicals” gibt, nutzen wir es auch in der deutschen Sprache um die pflanzliche Zutaten wie Kräuter, Fruchtschalen, Samen, Wurzeln, Rinden und mehr zu beschreiben. Ursprünglich leitet sich die Bezeichnung wohl aus dem griechischen Wort “botaniké” ab, was übersetzt soviel heißt wie die “Lehre der Pflanzen”.
Man könnte also sagen, dass Botanicals die Gewürze des Gins sind.
Es gibt, außer den bereits erwähnten Wacholderbeeren keine Begrenzung über die Menge der verwendeten Botanicals. So gibt es Gins, welche außer Wacholder überhaupt keine zusätzlichen Aromen besitzt. Auf der anderen Seite gibt es aber auch einzelne Gins, welche 50 und mehr Aromen beinhalten. Diese lassen sich in der Regel nicht alle herausschmecken sondern sorgen in ihrer Kombination für ein rundes und komplexes Geschmacksbild.
Die meistens Gins verwenden jedoch in der Regel zwischen 7-10 verschiedene Botanicals.
Wie viele Gin Botanicals gibt es?
Insgesamt dürfte es mittlerweile zwischen 100-200 verschiedenen Gin Botanicals geben.
Darunter fallen auch exotische Aromen wie bspw. Oliven, Seetang oder Meerrettich. Dem Einfallsreichtum der Gin Produzenten sind hier keine Grenzen gesetzt.
Allerdings schreiben Gin Sorten wie der London Dry Gin vor, dass ausschließlich natürliche Aromen genutzt werden dürfen. Dem Dry Gin oder dem neueren New Western Dry Gin sind auch künstliche Farbstoffe und Aromen erlaubt.
Was sind die wichtigsten Botanicals im Gin?
Trotz der mittlerweile enormen Aromen-Vielfalt, haben sich bei der Gin Herstellung bestimmte Botanicals als besonders beliebt erwiesen.
Wir stellen euch die beliebtesten Gin Botanicals und deren Aromen daher kurz vor:
Die Liste der Gin Bontanicals ließe sich natürlich unendlich weiterführen und wächst mit der Experimentierfreude und dem Ideenreichtum der Gin Produzenten immer weiter an.
Als ebenfalls wichtige und häufig verwendete Botanicals wären noch zu nennen: Hagebutte, Iriswurzel, Kalmus, Kreuzkümmel, Kubebenpfeffer, Kümmel, Lavendel, Lorbeer, Mädesüß, Muskat, Paradieskörner und Rote Beeren.
Botanicals richtig erkennen
wenn du mehr über den Geschmack der Botanicals erfahren möchtest und wissen willst, wie man diese im Gin herausschmeckt, schau doch mal in unserer Gin Tasting Anleitung rein:
Welche Arten von Gin Botanicals gibt es?
Natürlich ist die obige Auswahl nur ein sehr kleiner Auszug aus der Vielfalt der verfügbaren Aromen. So setzen manche Gin Hersteller ganz gezielt auf eine eigene Geschmacksnote und versuchen so beispielsweise regionale Besonderheiten abzubilden.
Mediterran angehauchte Gins setzen gerne auf Rosmarin und Thymian. Wieder andere setzen auf Aromen wie Hopfen oder regionale Kräuter.
Es gibt natürlich auch Produzenten, die durch die Auswahl ausgefallener Botanicals einen ganz eigenen Stil zu erschaffen möchten.
Man kann Botanicals gut in folgende vier Kategorien einteilen:
- Kräuter und Blätter
- Beeren und Früchte
- Samen, Körner und Hülsen
- Wurzeln und Rinden
Gins mit besonderen Aromen
Die Auswahl an unterschiedlichen Gins wird immer größer. Insgesamt schätzt man, dass es weltweit bereits über 5.000 verschiedene Gins gibt. Natürlich versuchen viele Hersteller daher, aus der puren Masse herauszutreten und mit neuen Kreationen auf sich aufmerksam zu machen.
Eine kleine Auswahl an Gins mit besonderen Botanicals findest du hier:
Windspiel Premium Dry Caxambu Kaffee Gin
- mit säurearmen Arabica-Kaffee der Sorte Catuai
- Kaffee aus nachhaltigem Anbau
- Rohalkohol auf Basis von Kartoffeln
- in aufwendiger Handarbeit hergestellt
- regionales Produkt aus Rheinland-Pfalz
Windspiel Premium Dry Kampot Pfeffer Gin
- überraschend fein-würziges Aroma
- mit rotem Kampot Pfeffer aus Kambodscha
- sowie Kartoffeln aus der Vulkaneifel
- mild, mit floralen Akzenten und spannender Pfeffernote
- regionales Produkt aus Rheinland-Pfalz
Noch mehr Auswahl findest du natürlich in unserem Online-Shop.
Wie finde ich einen Gin mit Botanicals, die mir schmecken?
Um sich mit den verschieden Botanicals im Gin vertraut zu machen, bietet es sich an, mit den klassischen Gin Sorten wie Dry Gin und London Dry Gin zu beginnen und so ein Gefühl für die gängigen Aromen rund um den Wacholder zu bekommen.
Im nächsten Schritt kann man sich mit ausgefalleneren Sorten wie bspw. dem New Western Dry Gin befassen. Hier spielt die Wacholdernote häufig keine so große Rolle mehr und man bekommt ein Gefühl für die komplexe Aromenwelt des Gins.
Interessiert man sich für ein bestimmtes Aroma, bietet sich eventuell auch ein Gin an, welcher genau auf eine Geschmacksrichtung optimiert wurde. In der Liste oben findest du eine Auswahl entsprechender Gins, die zum Beispiel rund um Kaffee-, Pfeffer- oder Hopfen-Aromen konzipiert wurden.
Natürlich musst du dafür nicht immer ganze Flaschen kaufen. Ein Gin Probierset oder das Experimentieren mit einem Gin Botanical Set im Gin & Tonic bieten sich sehr gut an.
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Wie kommen die Aromen in den Gin?
Um die Aromen der Botanicals in den Gin zu übertragen, werden diese zunächst getrocknet und zerkleinert und anschließend einem Neutralalkohol (in der Regel aus landwirtschaftliche Erzeugnissen wie Getreide oder Kartoffeln) hinzugefügt.
Für die Verbindung mit dem Alkohol werden vorrangig zwei Verfahren genutzt:
- Mazeration
Bei dem Mazeration, dem sogenannten Kaltauszug, werden die Botanicals direkt in den Alkohol eingelegt, wo diese für mehrere Wochen ziehen können. - Perkolation
Etwas anders läuft es bei der Perkolation (Mehrfacharomatisierung). Hier werden die Botanicals in Körben oder auf Sieben in einen heißen Alkoholdampf gehängt. Dieser nimmt dann die Aromen der Botanicals in sich auf.
Etwas seltener wird die Digestion (Heißauszug) genutzt. Hier werden die Botanicals zusammen mit dem Alkohol bei etwa 70° Grad gekocht.
Übrigens: Da bei der Perkolation die Geschmacksstoffe der Botanicals nicht so stark aufgenommen werden, verwenden einige Gin Hersteller auch beide Verfahren. So lassen sich stärkere Botanicals besser in ein rundes Gesamtaroma integrieren.
Unterschiedliche Behandlung der Gin Botanicals je nach Sorte
Die Behandlung der Botanicals während der Gin Herstellung ist, zumindest für die klassischen Gin Sorten, streng geregelt.
Für die wichtigsten Sorten gelten folgende Regeln:
- Dry Gin
Dem Dry Gin dürfen grundsätzlich auch künstliche Farbstoffe und Aromen hinzugegeben werden. Dabei spielt es keine Rolle, zu welchem Zeitpunkt der Destillation die Botanicals hinzugegeben werden. Es ist lediglich geregelt, dass Wacholdernote deutlich erkennbar ist.
- London Dry Gin
Der London Dry Gin ist wesentlich restriktiver bei der Herstellung. So ist die Beigabe von künstlichen Farbstoffen und Aromen streng verboten. Zudem müssen alle Botanicals zusammen und zum Beginn der Destillation hinzugefügt werden. Wie auch der Dry Gin, muss die Wacholdernote vorherrschend sein.
- New Western Dry Gin
Sehr viel freier dürfen die Gin Hersteller bei der Produktion des New Western Dry Gins verfahren. Der Zeitpunkt für die Zugabe der Botanicals ist nicht reglementiert. Außerdem dürfen nicht-pflanzliche Aromen und künstliche Farbstoffe verwendet werden. Da auch das Wacholder-Aroma nicht zwingend vorgeschrieben ist, kommen hier andere Botanicals deutlich stärker zur Geltung.
Mehr über die Herstellung von Gin erfahren
Willst du mehr über die Herstellung von Gin sowie die unterschiedlichen Sorten erfahren? In unseren weiteren Gin Ratgebern zeigen wir dir, wann und wie die Botanicals während dem Produktionsprozess hinzugegeben werden:
Gibt es Gin ohne Botanicals?
Ja, es gibt Hersteller, welche außer dem vorgeschriebenen Wacholder, keine weiteren Botanicals mehr hinzugeben. Weniger ist jedoch nicht möglich, da man sonst nur geschmacksneutralen Alkohol vor sich hätte.
Obwohl diesen Gins nur ein Aroma hinzugefügt wurde, können sie sich geschmacklich deutlich unterscheiden. Hier kommen den verwendeten Wacholdersorten sowie dem Grundalkohol eine deutlich größere Rolle zu.
Trotzdem muss man sagen, dass diesen Gins eine gewisse Komplexität fehlt, welche erst durch das Hinzufügen weiterer Botanicals entsteht und dem Gin insgesamt auch zu einem runderen Gesamteindruck verhilft.
Gin mit Botanicals verfeinern
Du kannst deinen Gin übrigens sehr einfach mit weiteren Botanicals verfeinern. Egal ob du diesen pur oder als Gin & Tonic genießt.
Wenn dir bspw. die Wacholdernote zu schwach ist, kannst du dem Gin weitere Wacholderbeeren hinzugeben und diesen kurz ziehen lassen. Auch andere Botanicals wie bspw. Rosen- oder Hibiskusblüten bringen eine besondere Note in den Gin.
Wenn du es etwas frischer magst, bieten sich Gurken oder Zitrusfrüchte an.
Kann ich Gin mit Gewürzen selbst herstellen?
Auch das Herstellen eines eigenen Gins ist mit Hilfe von Botanicals recht einfach möglich. Es gibt entweder fertige Botanical Sets oder du sammelst dir deine Kräuter und Gewürze selbst zusammen. So kannst du auch ganz eigene Aromen ergänzen.
Da selbst gemachter Gin in der Regel nicht mehr gebrannt wird, spricht man hier von einem Bathtub oder Compound Gin. Die Botanicals geben diesen Gin Sorten einen leicht gelblichen Farbton.
Man sollte jedoch darauf achten, dass der fertig aromatisierte Gin gut gefiltert wird. Andernfalls geben die Botanicals über die Zeit immer weiter ihre Aromen an den Alkohol ab und der Geschmack des Gins verändert sich.
Gin Botanicals kaufen
Wer mit dem Gedanken spielt, seinen eigenen Gin herzustellen oder seinem Gin & Tonic eine eigene Note verleihen möchte, für den ist ein Set aus Botanicals sicher ein guter Weg.