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Ratgeber

Gin Tasting für Anfänger

Gin Tasting für Anfänger

Thymian, Hibiskus, Muskat oder Bergamotte. Neben der klassischen Wacholderbeere besitzt Gin eine komplexe Aromenwelt. Mittlerweile existieren in Deutschland über 250 Marken. Dabei hat jeder Gin sein eigenes Geschmacksprofil. Brennmeister halten ihre Rezeptur streng geheim und geben oft nur einen Einblick in die Auswahl ihrer Botanicals. Wer sich mit der Edelspirituose näher beschäftigt, kann viel entdecken! Mit unserer Gin Tasting Anleitung zeugen wir dir, wie du dich der Aromenwelt des Gins am besten nähern kannst.

Bei Gin geht es natürlich genau wie bei Wein auch um Geschmack. Bestimmte Aromen und damit verbundene Sorten sagen nicht jedem zu. Aber wer in die Welt des Gins eintauchen möchte, kommt an der Wacholderbeere nicht vorbei. Sie ist das Herzstück klassischer Gins. Laut EU-Richtlinie muss die Wacholdernote in jedem Gin klar erkennbar sein. Einzige Ausnahme: New Western Style Gin. Die Sorte unterliegt keinen Vorschriften und lässt Herstellern Raum für Kreativität. So entstehen Gin Kompositionen mit Kaffee, Pfeffer oder Wein.

Gin Tasting mit klassische Sorten für den Anfang

Ein Anfänger sollte sich zuerst mit der  Wacholdernote beschäftigen, die im London Dry Gin, Dry Gin und Distilled Gin deutlich erkennbar ist. Kompositionen mit weniger Botanicals erleichtern dir erstmal das Herausschmecken der anderen Aromen. Dabei nicht den Mut verlieren: Selbst Profis erkennen bei Gins mit 50 Botanicals nur 10 bis 15 Aromen. 

Du kannst deinen Geruchs- und Geschmackssinn gut trainieren, indem du verschiedene Gin Sorten im Vergleich testest. So lassen sich Kategorien wie z.B. würzig oder blumig  leicht erkennen. Es dauert ein paar Wochen und Monate bis du deine Geschmacksknospen geschult hast. Aber keine Sorge, du hast jede Menge Spaß dabei!

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      Gin Tasting Ablauf: Wie sollte ich Gin richtig probieren?

      Bevor man sich der Verkostung mit allen Sinnen widmet, sollte man auf einige Dinge achten. Nur so entfalten sich die Aromen vollständig und sorgen für intensiven Gingenuss. 

      Schritt 1: Das richtige Glas

      Das richtige Glas ermöglicht die perfekte Entfaltung und Bündelung der Aromen. Zur Gin Verkostung eignet sich am besten ein leicht bauchiges Digestifglas. Für deine erste Verkostung kannst du aber auch ein Grappa- oder kleines Weinglas verwenden.

      Bevor du den Gin einfüllst solltest du das Glas immer kalt ausspülen, um Staub, Schrankgeruch oder sonstige Fehlaromen zu vermeiden. 

      Schritt 2: Gin muss atmen

      Erst ab 2 cl Gin im Glas kommen die Aromen zur Geltung. Das Glas hält man leicht schräg, um seine Ränder durch Schwenken zu benetzen. Dabei verbinden sich die Aromen mit Sauerstoff und entfalten ihre volle Intensität. Insgesamt lässt man den Gin 1-2 Minuten atmen.

      Schritt 3: Nosing

      Mit dem Nosing, also dem Riechen, beginnt das Ginerlebnis. Dabei solltest du das Glas leicht vor der Nase schwenken und den Gin einatmen. Profis nutzen sogar unterschiedliche Atemtechniken. Mit offenem und geschlossenem Mund atmen sie den Gin langsam oder stoßweise ein. So können sie die unterschiedlichen Gin Botanicals besser identifizieren. Probieren geht über Studieren!

      Schritt 4: Gaumen

      Beim ersten Schluck schmeckt man die Schärfe des Alkohols, die bei einem hochwertigen Gin auf keinen Fall spritig, sondern mild ausfällt. Beim Zweiten Schluck öffnen sich unsere Geschmacksknopsen und wir nehmen die Aromen wahr. Durch langsames Roulieren, d.h. Rollen im Mund, benetzt man Gaumen und Mundraum. 

      Komplexe Gins entfalten ihre Aromen phasenweise. Zuerst solltest du die Aromen einzeln erkennen. Dann ist ihr Zusammenspiel für das Geschmackserlebnis entscheidend. Fachleute bewerten die Aromen auf einer Skala von 1-5 nach ihrer Intensität. Auch ein schweres oder leichtes Mundgefühl und eine wässrige oder ölige Textur spielen beim Geschmack eine Rolle.

      Schritt 5: Finish – Abang

      Im Abgang kann der Gin ein ganz neues Aroma entwickeln. Dabei kann es lange oder nur flüchtig am Gaumen haften Weniger komplexe Gins besitzen keinen Abgang.

      Gut zu wissen: Eiswürfel halten Gin auf seiner idealen Trinktemperatur bei 13 bis 15 Grad. Sie können die Aromen der Spirituose aber auch verwässern. Einen Gin on the rocks sollte man direkt nach dem Servieren genießen.

      Die Botanicals – Geruch und Geschmack im Gin Tasting schulen

      Wacholder – Das Herzstück eines Gin

      Der Wacholder ist das Herzstück eines Gins. Bis auf den New Western Style Gin muss jede Ginsorte laut EU-Richtlinien eine deutlich erkennbare Wacholdernote aufweisen.

      Im Gin Tasting sofort erkennbar: Das Wacholder-Aroma
      Im Gin Tasting sofort erkennbar: Das Wacholder-Aroma eines klassischen Gins

      Aber wie schmeckt eigentlich Wacholder? Du kannst ganz einfach eine Wacholderbeere zwischen den Fingern zerreiben. Dabei lösen sich ätherischen Öle, die harzig, fruchtig, frisch und leicht süß riechen. Beim Reinbeißen nimmst du auf der Zunge leichte Bitternoten wahr. Bestimmt erkennst du die Aromen beim nächsten Gin Tasting wieder!

      Die typische Wacholdernote kann in den verschiedenen Gin Sorten dominant oder zurückhaltend sein. Daneben gibt es zahlreiche Gewürze, Kräuter, Wurzeln, Früchte und Blüten, die Hersteller für ein komplexes Geschmacksprofil verwenden. Ihre Anzahl kann zwischen 10 bis 50 Botanicals variieren. Die Menge der Botanicals ist aber kein Hinweis auf Qualität. Ihr Zusammenspiel und Mengenverhältnis spielen eine entscheidende Rolle. Natürlich wirkt sich auch die Qualität der Rohstoffe und ihre Verarbeitung auf den Geschmack aus. Brennmeister halten in der Regel ihre Gin Rezeptur streng geheim. 

      Du kannst dein Tasting einfach mit einer wichtigen Frage beginnen: Wie dominant schmeckt der Wacholder?

      Die Botanicals lassen sich in geschmackliche Kategorien einteilen. Für den Anfang sind dabei folgende Aroma-Ausrichtungen hiflreich:

      Aroma-Kategorien für Anfänger

      • Wacholder: Harzig, fruchtig, frsich
      • Fruchtig: Zitrus- und andere Fruchtnoten
      • Würze: Schärfe, z.B. von Pfeffer, Ingwer und Zimt 
      • Floral / Blumig: Blütenblätter, z.B. von Hibiskus 
      • Süße: Süßholz und andere Gewürze 

      Die Milde und Sanftheit des Alkohols beeinflusst die Aromen. Spritiger Geschmack kann das Genusserlebnis verderben.

      Tipp: Am Anfang hilft ein Blick auf das Etikett. Anhand der aufgelisteten Botanicals kommst du den Aromen besser auf die Spur. Mit der Zeit erkennst du die Botanicals von selbst.

      Botanicals spezifischer einordnen

      Geübte Gin-Fans können die Aromen natürlich spezifischer einordnen und denken dabei in erweiterten Kategorien. Dabei weisen viele Botanicals mehrere Eigenschaften gleichzeitig auf. Wacholder schmeckt harzig und fruchtig. Zimt schmeckt scharf und süß. Apfel besitzt volle fruchtige Noten, während Beeren schwer und herb schmecken können. 

      Im Verlauf des Gin Tasting werden auch weitere Aromen deutlich
      Im Verlauf des Gin Tasting schmeckt man auch weitere Aromen wie Sternanis, Kardamom, Fenchelsamen oder Zimt.

      Auch das Mundgefühl und die Textur eines Gins beeinflussen den gesamten Geschmack. Das Ganze ist also ziemlich komplex, macht aber mit jedem Schluck Freude! Hier die wichtigsten Kategorien mit typischen Botanicals für fortgeschrittene Gin-Fans. 

      Aroma-Kategorien für Fortgeschrittene

      • Harzig: Wacholder, Pinie, Latschenkiefer 
      • Würzig: Muskat, Sternanis, Zimt, Koriander
      • Erdig: Angelikawurzel
      • Scharf: Ingwer, Pfeffer, Zimt, Kardamom
      • Süße: Süßholz, Süßfenchel, Vanille
      • Zitrus: Zitrone, Orange, Grapefruit, Bergamotte
      • Fruchtig: Apfel, Schlehe, Beerenfrüchte
      • Floral: Jasmin, Lavendel, Kamille, Veilchen, Hibiskus
      • Grasig: Fenchel, Kümmel, Mädesüß
      • Kräutrig: Rosmarin, Thymian, Salbei, Lorbeer, Majoran
      • Mundgefühl: leicht, schwer, kratzig, scharf
      • Textur: wässrig, ölig, moussierend

      Gin Tasting: Sorten in der Übersicht

      London Dry Gin, Dry Gin und Distilled Gins gehören zu den Klassikern und weisen eine deutliche Wacholdernote auf. London Dry Gin stellt darunter die höchste Güteklasse dar, da sie er nach strengen Richtlinien ähnlich einem Reinheitsgebot hergestellt wird. 

      Old Tom Gin (Old Englisch)  besitzt  nur eine dezente Wacholdernote und schmeckt lieblich, fruchtig. Er darf gezuckert werden. Für Anfänger, die sich erst mal an die dominante Wacholdernte der klassische Gins gewöhnen müssen, ist er eine milde Alternative. 

      Plymouth Gin hat eine schwache Wacholdernote und ist in seinem Charakter weniger lieblich als Old Tom Gin. Durch mehrfache Destillation enthält er keine bitteren Pflanzenstoffe. Erdig, weich und würzig kann auch er eine ausgezeichnete Alternative zu den geradlinigen Klassikern sein.

      New Western Style Gin rückt die Wacholdernote in den Hintergrund. Bei der Gin Sorte haben Hersteller freie Hand, was zu spannenden Kreationen wie Gin mit Kaffee oder Pfeffer führt. Oft schmecken New Western Style Gins  würzig, fruchtig und floral.

      Navy Strength Gin weist einen hohen Alkoholgehalt auf und verfügt über intensive Aromen. Die Wacholdernote ist dominant. Er basiert in der Regel auf hochwertigen Rezepturen, die man im London Dry Gin Verfahren herstellt. Durch seine Intensität eignet er sich weniger für Anfänger, ist aber in jedem Fall eine aromatische Basis für Longdrinks und Cocktails. 

      Reserve Gin stellt man meist auf der Grundlage von Dry Gins und London Dry Gins her. Nach der Destillation lagern sie in Holzfässern und erhalten so zusätzliche Aromen. Durch die Reifung im Fass verstärkt sich die Wacholdernote und das Bouquet wird tief und komplex. Natürlich kannst du Reserve Gin probieren. Allerdings ist die Wacholdernote für Anfänger relativ stark und die Zuordnung der Botanicals schwerer.