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Bio für die Bienenwelt

Bio für die Bienenwelt

Die Welt der Bienen faszinieren Andreas Kramer schon lange. Auf wundersame Weise organisiert sich der komplexe Organismus perfekt. Mit biologischer Imkerei erhält kramerhonig das natürliche System der Bienenvölker und gewinnt hochwertigen Honig.

Gespräch mit Andreas Kramer von kramerhonig

Herr Kramer, warum haben kleine Bienen eine große Bedeutung für Sie – was fasziniert Sie an der Welt des Honigs?

Honig ist für sich genommen natürlich eine leckere und spannende Geschichte. Aber mich fasziniert die gesamte Welt der Bienen. Ich verbinde mit ihnen viele Dinge, die mich interessieren. Dazu gehört Genuss, aber auch das hautnahe Naturerlebnis. Als Imker bin ich viel draußen und habe eigentlich durch die Bienen zu meiner alten Leidenschaft zurück gefunden. Schon als Jugendlicher habe ich morgens eine Runde mit dem Fahrrad gedreht, um Vögel zu beobachten. Mit den Bienen bin ich immer an tollen Plätzen und der Natur ganz nah. Aber durch die Imkerei begegne ich auch vielen interessanten Menschen. Viele Imker wollen in meditativer Ruhe mit ihren Tieren alleine sein. Mir macht es unheimlich Spaß anderen Interessantes über die Bienen zu erzählen.

kramerhonig befindet sich im hessischen Grävenwiesbach. Welcher Honig ist für Ihre Region besonders typisch?

Edelkastanienhonig ist in Deutschland eine seltene, aber für unsere Region typische Honigsorte. Hier bei uns im Ort gibt es nur ein paar ältere Bäume und das reicht nicht für die Honiggewinnung. Einige Kilometer weiter Richtung Frankfurt gibt es am Taunushang Wälder mit sehr vielen Edelkastanien. Ich bin in der Ecke aufgewachsen und kenne den Duft der blühenden Bäume aus meiner Kindheit. Meine Bienen stehen dort mittendrin. Die Edelkastanienblüte ist eine ergiebige Nahrungsquelle, so dass alle Bienen dorthin fliegen. Dabei entsteht ein sortenreiner Honig, den ich dann ernte.

Trockenheit wirkt sich auf die gesamte Honigproduktion aus.

Gibt es denn manchmal Probleme bei der Honigernte?

Für eine ertragreiche Honigernte müssen alle Umstände passen. Diesmal sieht es gut aus, weil der Boden viel Wasser enthält. Letztes Jahr war es viel zu trocken. Bäume und Pflanzen produzieren dann keinen Nektar mehr. Die Trockenheit wirkt sich auf die gesamte Honigproduktion aus. In Deutschland gibt es nur ganz wenig Plätze an denen die wärmeliebende Edelkastanie wächst. Man findet sie häufig in Italien und Südfrankreich. Hierzulande gibt es die Bäume nur im Pfälzerwald und im Vordertaunus. Teilweise kommen Imker von weit her, um dort ihre Bienen aufzustellen.

Sie gewinnen auch Akazienhonig. Ist das eine genauso seltene Sorte wie die Edelkastanie?

Akazienhonig kann man im Taunus kaum gewinnen. Hier gibt es einige Robinien*, die mit fantastischem Duft betören. Aber man braucht für Honig schon einen ganzen Wald, damit die Blüten für die Bienen interessant sind. Außerdem dürfen nicht zu viele Konkurrenzpflanzen blühen, um einen sortenreinen Akazienhonig zu gewinnen. Im Taunus mischt sich der Nektar der Robinien mit Pflanzensaft aus Wiesen, Stauden, Feldern und Wald zu einem Sommerblütenhonig. Deshalb steht ein Teil meiner Bienen aktuell in Wachenheim in der Pfalz auf einem Demeter- Weingut. Da blüht erst die Robinie und dann die Edelkastanie. Meine Bienen bleiben dort über den Winter stehen.

*Akazienhonig gewinnt man in Deutschland aus Robinien, den sogenannten Scheinakazien.

Sie sind mit Ihrer Imkerei umgezogen. Wo befindet sich kramerhonig jetzt?

Wir haben letztes Jahr eine Imkerei in Grävenwiesbach im Ortsteil Naunstadt errichtet. Der Bau hat eine sechseckige Form wie eine Zelle auf der Bienenwabe. Wir haben Öko-Baustoffe verwendet und es gibt ein begrüntes Dach. Im Garten stehen natürlich Bienen und wir haben einen Hofladen. In der gläsernen Produktion kann man erleben wie Honig geerntet wird. Vorher hatten wir eine Übergangslösung mit der alten Post im Ortskern. Aber bei der Honigernte flogen die Bienen immer auf den nächsten Balkon. Das gab Konflikte mit den Anwohnern.

Aber nun gibt es Freiraum für Bienen und Projekte?

Jetzt sind wir am Ortsrand und haben genug Platz für unsere Bienen und Besucher. Das freut mich sehr. Wir veranstalten Seminare und Events auch mit Schulklassen. Seit letzter Woche sind wir Mitglied bei dem Projekt Klassenzimmer auf dem Bauernhof. Die Landwirtschaftskammer Hessen vermittelt Höfe und Betriebe an Schulen. Mit dem Thema Bienen kann man viele Unterrichtsinhalte verbinden. Das fängt beim Mathematikunterricht an. Man kann Fragen zur Herkunft unserer Lebensmittel stellen und unser Klima in Bezug mit den Bienen thematisieren.

Anfangs war die Imkerei für mich nur ein Hobby.

Seit wann gibt es Ihre Familienimkerei und wer macht was bei den Kramers?

Ich bin schon über zehn Jahre Imker. Alles hat mit einem Hobby angefangen. Allerdings war es von Anfang an eine intensive Beschäftigung für mich. Ich begann das Imkern mit zwei Völkern, hatte Ende des Jahres acht und im darauffolgenden Jahr bereits 24 Bienenvölker zu versorgen. Damals habe ich bei meinem Freund, der Berufsimker ist, mitgearbeitet und viel gelernt. Jahrelang habe ich mich mit Bienen beschäftigt und eigentlich nichts anderes gemacht. Ich habe viel darüber gelesen und mich schnell in das Thema vertieft. Mittlerweile ist die Imkerei mein Hauptberuf. Unser Sohn Julian und seine Freundin Julia helfen in der Imkerei. Sie übernehmen jeden Samstag die Vermarktung auf dem Wochenmarkt in Frankfurt Riedberg. Meine Frau Astrid ist für die Buchhaltung und das ganze Marketing verantwortlich.

Wie viele Bienenvölker besitzen Sie?

Ich habe die letzten Jahre die Bienen auf einem Niveau von 70 bis 100 Völkern gehalten. Im Sommer entwickelt sich eine rasante Dynamik. Die Anzahl der Bienen verdoppelt sich schnell. Das ist aber auch nötig, denn im Winter hat jeder Imker leider Verluste. Überzählige Völker verkaufe ich im Frühjahr an andere Imkerei-Betriebe. Vielleicht wächst mein Bienenbestand in den nächsten Jahren noch ein bisschen. Grundsätzlich will ich die Imkerei aber gar nicht vergrößern. Ich möchte das Erlebnis mit den Bienen selbst haben und nicht für andere einen Dienstplan schreiben.

Bio-Imker arbeiten nicht in, sondern für eine bessere Welt.

Bienen fliegen frei durch die Natur. Wie kann Honig da Bio sein?

Die Frage höre ich oft auch als Kritik von anderen Imkern. Sie sagen, dass ihre Bienen genauso wie meine an dieselben Orte fliegen. Das stimmt natürlich. Meine Bienen stehen an ausgewählten Plätzen wie Bio-Höfen, landwirtschaftlichen Bio-Flächen und Naturschutzgebieten. Aber man kann nur bedingt steuern, welche Pflanzen die Bienen besuchen. Sie fliegen mehrere Kilometer und sammeln auch auf konventionellen Flächen Nektar. Bio-Imker arbeiten nicht in, sondern für eine bessere Welt. Ich verhalte mich einfach nur stringent. Ich kann nicht von Landwirten den Verzicht auf Gentechnik, Pestizide, Herbizide und Fungizide fordern und meine Bienen mit dem günstigsten Zucker auf dem Markt füttern. Ich muss diese Ansprüche auch auf meinen Betrieb beziehen.

Und wie genau setzen sie die ökologischen Aspekte in Ihrer Imkerei um?

Ich bringe möglichst keine Giftstoffe in die Umwelt. Ich kaufe z.B. heimischen Bioland-Rübenzucker. Meine Bienen wohnen in Holzkästen ohne Plastik. Das Holz ist ökologisch behandelt und ich verwende keine chemischen Medikamente bei Krankheiten. Ein wichtiger Aspekt ist auch das Bienenwachs. Es nimmt Stoffe und Umweltgifte aus der Natur auf und säubert den Honig. In der Bio-Imkerei muss das Wachs permanent entnommen werden. Es kann unter Umständen belastet sein. Man darf es nicht für andere Zwecke einschmelzen. Giftstoffe könnten sich darin aufsummieren. Bio-Honig wird streng und regelmäßig kontrolliert. Gerade jetzt hatte ich eine Prüfung, die das Wachs und den Honig auf Rückstände untersucht hat. Mein Ergebnis war ohne Beanstandung.

In der Natur bauen die Bienen ihren eigenen Lebensraum und ich setze auf Naturwabenbau.

Warum nutzen Imker vorgefertigte Wachsplatten?

Es gibt viele Gründe, warum Imker den Bienen mit einer vorgefertigten Wachsplatte helfen. Da sind die sechseckigen Formen vorgeprägt und die Bienen müssen sie nur noch ausbauen. Man kann die Honiggewinnung besser steuern und lenken. Oder beim Transport ist eine vorgefertigte Platte mit Draht stabil am Rahmen befestigt. Ich verstehe meine Imkerei anders und setze stark auf Naturwabenbau. Meine Beuten stehen auch lange an einem Ort und ich wandere nicht ständig mit den Völkern.

Und warum legen Sie Wert auf Naturwabenbau?

In der Natur bauen die Bienen ihren eigenen Lebensraum. Sie beziehen eine Höhle meistens im Wald. Mit viel Energieeinsatz werfen sie ihre Wachsdrüsen an. Daraus kommt eine klare Flüssigkeit, die im Kontakt mit Sauerstoff erhärtet. So entstehen unendlich viele winzige Wachsplättchen. Eine Millionen davon ergeben ein Kilo Wachs. Andere Bienen bauen daraus die runden Zellen und wieder andere beheizen sie von innen. Dabei wird das Wachs flüssig und geschmeidig und zieht sich automatisch in eine sechseckige Form. Die Bienen kommunizieren auf den Waben, brüten dort und ziehen ihre Larven groß. Und natürlich lagern sie den Honig in den Waben ein. Naturwabenbau unterstützt das natürliche Funktionieren des gesamten Organismus.

Feine Unterschiede sind im komplexen System der Bienen entscheidend.

Kleine Irritationen können das System der Bienen beeinflussen?

Ja, z.B. ist eine Naturwabe nicht so regelmäßig wie man denkt. Da gibt es größere und kleinere Zellen direkt nebeneinander. Diese feinen Unterschiede sind in dem komplexen System der Bienen entscheidend. Wenn z.B eine Arbeiterin in der warmen Mitte des Bienenstocks aufgezogen wird, ist sie nicht sehr kälteempfindlich. Wächst sie nur ein paar Zentimeter weiter weg am Rand auf, entwickelt sie ein anderes Wärmebedürfnis. Beginnt die kältere Jahreszeit so heizen die kälteempfindlichen Bienen den Stock schon früher. Erst wenn die Temperatur weiter sinkt, beginnen auch die anderen Bienen zu heizen. So halten alle Bienen die Stocktemperatur immer gleichmäßig aufrecht. Die Unterschiede der einzelnen Wesen ist also für die Gesamtheit unglaublich wichtig.

Sie gehören dem Bioland-Verband an. Welcher Unterschied besteht zu normalem Bio?

Ich persönlich halte nicht viel vom minimalem Eu-Bio. Die Richtlinien erlauben einem Betrieb konventionelle Landwirtschaft und Bio nebeneinander zu betreiben. Der Bioland-Verband ist in Vorgaben und Kontrolle viel strenger. Zusätzlich führt er einen weiteren Tierwohl Aspekt ein, der jetzt auch für Imkereien gilt. Im Bioland Bereich versucht man mit einem Maßnahmenkatalog Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen zu schaffen. Man kann nicht nur kritisieren, sondern muss selbst was tun.

Bio lohnt sich wirtschaftlich nicht unbedingt, man muss das wollen.

Gibt es auch noch strengere Verbände als Bioland?

Ja, aber vom noch strengeren Demeter-Verband fühle ich mich nicht weit entfernt. Ich unterdrücke z.B. die Schwarmstimmung bei meinem Bienenvolk nicht. Wenn die Königin ihr Volk verlassen will, siedel ich sie an einem neuen Ort mit einem Teil der Bienen wieder an. Aber im Gegensatz zu Demeter nutze ich ein Absperrgitter für die Königinnen. Durch das engmaschige Gitter bleibt die dicke mit Spermien und Eiern gefüllte Bienenkönigin im unteren Bereich des Stocks und legt dort ihre Brut ab. Im Bienenstock lagern die Bienen den Honig in den oberen stabileren Waben ein. So kann ich den Honig gefahrlos ernten ohne die Königin oder die Brut zu beschädigen oder sie zu verlieren. Wenn sie z.B. im oberen Bereich brüten würde, müsste ich auf den Honig verzichten. In kalten Jahren wie diesem wäre das für mich nicht praktikabel.

Bio-Honig ist in der Regel teurer. Lohnt sich das?

Die Aussage muss ich eigentlich in Frage stellen. Wenn ich mir unsere Preise anschaue, liegen wir nicht wesentlich höher als konventioneller Honig. Ob sich Bio wirklich lohnt, habe ich nie nachgerechnet. Ich denke, dass es sich wirtschaftlich gesehen fast nicht auszahlt. Man muss Bio wirklich wollen. Der Aufwand die Arbeitsvorgänge nachvollziehbar und prüfbar zu machen ist enorm. Neulich hatte ich eine Bio-Kontrolle mitten in der Saison. Sie hat den ganzen Tag gedauert. Das ist rechnerisch nicht sinnvoll. Aber für mich ist Bio ein wichtiges Moment. Die Zukunft der ganzen Landwirtschaft sollte Bio sein.

Honig ist ein sehr altes Lebens- und Heilmittel.

Ihre Frau hat ein Buch über die Heilkraft von Honig geschrieben. Warum ist das Naturprodukt für den Menschen so kostbar?

Meine Frau ist Journalistin und bekam den Auftrag ein Fachbuch über Manuka Honig aus Neuseeland zu schreiben. Der Verlag hörte, dass wir selbst Bienen haben. So sollte eine Brücke zu heimischem Honig geschlagen werden. Honig ist ein sehr altes Lebens- und Heilmittel. Man kann es verzehren, aber auch auf Wunden aufbringen. In der Vergangenheit haben die Menschen das Naturprodukt oft zu medizinischen Zwecken eingesetzt. In Asien ist Honig oft viel zu Schade zum essen. Dort nutzt man ihn als Wundauflage oder für medizinische Ansätze. Die Wirkung lässt sich nicht immer gleich mit Studien belegen. Aber Honig ist ein sehr gesundes Nahrungsmittel und besteht nicht nur aus Zucker. Er beinhaltet sekundäre Pflanzenstoffe und Enzyme. Natürlich ist er in Maßen zu genießen. Im Buch gibt es viele Rezepte, die schonend mit dem Naturprodukt umgehen. Der Honig wird dabei nicht erhitzt oder gekocht und behält so seine Inhaltsstoffe.

Überall hört man vom Bienensterben. Bezieht sich das auch auf die Honigbiene?

Die Probleme der Wild- und Honigbienen sind mannigfaltig. Umweltgifte aus der Landwirtschaft und dem privaten Garten schaden den Insekten. Heute haben wir leider in unserer Kulturlandschaft einen Strukturmangel. Die Landschaft ist zu blütenarm und uniform. Man muss sich nur unsere Vorgärten anschauen. Sie sind meistens sehr clean und vor der Haustür ist der Hof gepflastert oder es gibt ein Schotterbeet. In Deutschland wird zudem viel gebaut. Die Wildbienen trifft der Verlust von Lebensraum noch viel mehr als die Honigbienen. Wir Imker kümmern uns um die Insekten. Wenn es ihnen nicht gut geht, füttern wir sie. Wir stellen ihren Stock woanders hin oder pflanzen für sie Blumen und Stauden. Bei Krankheiten wie der Varroamilbe päppeln wir die Tiere. Ich denke, die Honigbiene wird nicht aussterben.

Wildbienen finden in unserer Landschaft nur noch schwierig einen Nistplatz.

Und wie steht es um den Lebensraum der Wildbiene?

Bei den Wildbienen sieht die Situation anders aus. In Deutschland gibt es über 520 Arten. Sie leben oft alleine und haben unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum. Sie lassen sich in Bohrlöchern von Käfern in Totholz nieder. Oder sie mögen die Röhren abgeblühter Stauden und vergraben sie im Sand. Durch unsere Asphaltierung gibt es aber kaum noch offenen Sandboden. In unserer Landschaft ist offener Boden eine Seltenheit geworden. So finden die Wildbienen nur noch schwierig einen Nistplatz.

Sind denn auch Nahrungsquellen für die Bienen mittlerweile rar?

Honigbienen fliegen das ganze Jahr über verschiedene Pflanzen an und beernten sie. Sie können sich über Monate hinweg im Sommer von ihnen ernähren. Wildbienen sind oft hochspezialisiert und besuchen nur eine oder ganz wenige Parnterpflanzen. Wenn ihre Pflanzenart selten wird, beginnt eine negative Spirale Im Naturkreislauf. Die Insekten finden nichts mehr zu fressen und können zur Vermehrung der Pflanzen ihre Blüten nicht bestäuben. Zwei drittel aller Wildbienen sind bedroht. Schmetterlinge, Wespen, Schwebfliegen und Käfer – all unsere Blütenbesucher stehen unter großen Problemen.

Küchenkräuter auf dem Balkon sind ein Insektenmagnet.

Was kann man im eigenen Garten oder auf dem Balkon für die Bienen tun?

Faul gärtnern und nicht jeden Samstag den Rasen ordentlich mähen. Und bitte den Mähroboter nicht die ganze Zeit anschalten. Es ist sinnvoll den Rasen gestaffelt zu mähen: in einer Woche die linke und beim nächsten Mal die rechte Seite. Man muss keine hohe Wildwiese wuchern lassen. Aber durch das verlängerte Schnittinterval können Löwenzahn und Klee blühen. Das ist die Nahrungsgrundlage für viele Insekten. Auf der Fensterbank sind Küchenkräuter wie Thymian, Schnittlauch, Salbei und Rosmarin ein Insektenmagnet. Sie verströmen ätherische Öle, duften toll und man hat selbst was davon. Es geht nicht um Masse, sondern Klasse. Wildbienen haben einen sehr viel kleineren Flugradius als Honigbienen. Sie fliegen nur wenige hundert Meter und finden so beim nächsten Balkon eine Tankstelle. Natürlich trifft man auch mit seinem Portemonnaie eine Einkaufsentscheidung. Man kann Lebensmittel ohne den Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden erwerben. Bienen würden Bio kaufen!

Sie bieten auch Kurse an und haben in Ihrem Neubau eine gläserne Produktion. Was möchten Sie den Menschen dabei mitgeben?

Ich möchte mein unmittelbares Naturerlebnis und meine Faszination an den Bienen teilen. Unsere Blühflächen, die duftenden Kräuter oder die Blumenwiese inspirieren Menschen. Ich denke nicht immer nur an Umweltschutz und das Wohl der Bienen. Es ist auch für uns Menschen wichtig draußen zu sein und z.B. einen Blumenstrauß zu pflücken. So erlebt man die Schönheit der Natur und fühlt sich wohl. Mir liegt es am Herzen anderen zu zeigen, dass man Dinge verändern kann. Es nützt nichts zu sagen, dass alles den Bach runter geht. Jeder kann seine eigene Welt kreieren und gestalten. Das ist nicht einfach, wenn man diesen Pfad beschreitet. Aber wir haben so viele Möglichkeiten, die die Menschen früher nicht hatten. Ich habe meinen früheren Beruf aufgegeben und, wer hätte das gedacht, bin jetzt Imker.