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Vom Acker auf den Tisch – Speiseöle von der Manufaktur Kreiselmeyer

Vom Acker auf den Tisch – Speiseöle von der Manufaktur Kreiselmeyer


Familie Kreiselmeyer ist im Naturpark Frankenhöhe fest verwurzelt. In fünfter Generation betreiben sie ihre Landwirtschaft. Seit drei Jahren hat sich der Betrieb auf die Herstellung von Speiseölen spezialisiert. Dabei bringt die Hof-Manufaktur Kreiselmeyer beste Qualität vom Acker auf den Tisch. 

Gespräch mit Tobias Kreiselmeyer von der Hof-Manufaktur Kreiselmeyer

Herr Kreiselmeyer, wie schmeckt Blaumohnöl?   

Wie die Mohnschnecke vom Bäcker! Das Aroma ist intensiv und für ein Speiseöl ungewöhnlich süß. Blaumohnöl eignet sich nicht nur für grüne Blattsalate, sondern passt auch sehr gut zu Süßspeisen. Anstatt mit Sahne kann man Nachspeisen mit Blaumohnöl abrunden. Das schmeckt unglaublich lecker. 

Gibt es ein regionaltypisches Speiseöl für Franken?

Man hat in Franken bis 1950 Lein angebaut. Auch mein Opa, der heute noch bei uns lebt, hat für die Textilindustrie Lein kultiviert. Aber durch Baumwollimporte und zunehmende Industrialisierung ist der Wirtschaftszweig in Franken weggebrochen. 60 Jahre verschwand der Lein von unseren Äckern. 2017 haben wir ihn das erste mal wieder angebaut. Wir bringen die alt bekannte Kultur wieder in unsere Region zurück. Also, Leinöl ist auf jeden Fall ein typisches Speiseöl für Franken.

Wir bringen Lein wieder in unsere Region zurück.

Sie sind mit der Region tief verwurzelt. Wie lange gibt es Ihre Familienmanufaktur schon? 

Unsere Hof-Manufaktur mit heutiger Öl-Produktion gibt es seit drei Jahren. Vorher waren wir ein Ackerbau- und Milchviehbetrieb. Die letzten Jahre haben wir Milchkühe und Bullenmast abgebaut. Bald haben wir wahrscheinlich gar keine Tiere mehr auf dem Hof und stellen nur noch pflanzliche Lebensmittel her. Wir führen den Betrieb unter unserem Namen in fünfter Generation seit 160 Jahren. Mit der Manufaktur richte ich ihn neu aus und mache uns zukunftsfähig. Der Hof an sich existiert aber schon über 300 Jahre.

Maschine bei der Aussaat auf dem Acker von der Hof-Manufaktur-Kreiselmeyer
Die Aussaat der verschiedenen Kulturen beginnt im März und endet im Mai

Bei Ihnen arbeitet die ganze Familie mit. Wer macht was bei Ihnen?

Wir haben alle unterschiedliche Stärken. Meine Mutter ist z.B. Lehrerin für Hauswirtschaft und Ernährung. Sie besitzt in dem Bereich viel Know-How. Deshalb haben wir auch gesunde Produkte entwickelt, die ernährungsphysiologisch Sinn machen. Ich bin überzeugt, dass man nur über gute Qualität und Nachhaltigkeit langfristig am Markt bestehen kann. Mein Vater macht die landwirtschaftliche Arbeit und baut die Saat an. Ich habe die Geschäftsführung und kümmere mich um Marketing, Neukundengewinnung und Außenauftritt unserer Manufaktur. Meine Frau und mein Bruder helfen beim Verpacken und Abfüllen. 

Welche Saat bauen Sie auf Ihren Feldern selbst an? 

Wir kultivieren Raps, Lein, Leindotter, Hanf und Sonnenblumen. Im März beginnen wir mit der Aussaat von Leindotter in Mischkultur mit Erbse. Mich fasziniert, immer wieder wie die verschiedenen Kulturen wachsen und wie sich alles entwickelt. Anfang August beginnt unsere Erntezeit mit dem Raps und endet im Oktober mit der Sonnenblume. Nur Blaumohn und Schwarzkümmel beziehen wir bisher von einem Kollegen. Seine Felder liegen 18 km von unserem Hof entfernt. Aber dieses Jahr werden wir auch die beiden Saaten zum ersten mal auf unseren Flächen anbauen.

Die Bestände wachsen bei uns einfach, während sich Insekten nach Lust und Laune ausbreiten können.

Warum sind Hanf, Lein und Leindotter besonders nachhaltig im Anbau?

Das sind alles robuste Pflanzen, die man mit geringem Aufwand anbauen kann. Sie funktionieren sehr gut in Mischkulturen. Wir kombinieren z.B. Leindotter mit Erbse und Hanf mit Weiß- und Rotklee. So ernähren sich die Pflanzen gegenseitig. Dabei sind sie resistenter gegen Krankheiten und Schädlinge. Wir benutzen keine weiteren Hilfsmittel wie Striegel oder Hackgeräte. Wir bauen Humus auf und reduzieren die Bewegung auf dem Acker. Die Bestände können einfach wachsen, während sich Insekten und kleine Tiere nach Lust und Laune ausbreiten und nicht gestört werden. Dann steht eigentlich nur noch die Ernte an. Die Kulturen brauchen also keinen chemischen Dünger und wir müssen nicht spritzen.

Blau blühendes Leinfeld von der Hof-Manufaktur Kreiselmeyer
Lein beginnt im Mai zu blühen

Bestimmte Pflanzenkulturen benötigen also von Natur aus keinen Dünger?

Ja, wir kommen bei den Kulturen komplett ohne chemischen Dünger und Spritzen aus. Sie sind sehr widerstandsfähig, weil sie nicht so hochgezüchtet sind wie z.B. Weizen. Hanf und Lein verwurzeln sich tief in der Erde und holen sich ihre Nährstoffe aus den unteren Bodenschichten. Auch das ist ein Vorteil gegenüber anderen Pflanzen. Die intensivste und instabilste Kultur ist der Raps. Da müssen wir noch düngen und spritzen.

Bio-Lein auf dem deutschem Markt zu verkaufen ist eine Katastrophe.

Das hört sich eigentlich nach Bio an, oder?

Da möchten wir hin. Aber es ist nicht so einfach sich auf dem Bio-Markt zu etablieren. Er ist überfüllt mit Billigprodukten aus Osteuropa. Deutsche Produzenten greifen dort hauptsächlich zu. Bio-Lein auf dem deutschen Markt zu verkaufen ist eine Katastrophe. Wir entwickeln uns Schritt für Schritt und bringen dem Kunden Produkte, die hier vernünftig angebaut werden.

Und wann ist ein Samenkorn reif für die Ernte? 

Ein Samenkorn ist reif, wenn es den Keimling komplett ausgebildet hat. Es beinhaltet dann alle Nährstoffe, die die Pflanze zum Wachsen braucht. Das ausgereifte Fettdepot des Samens pressen wir später aus. Die Pflanze stirbt ab verliert Wasser und entwickelt eine harte Schale. Wenn der Wassergehalt sieben bis acht Prozent beträgt, ist das Samenkorn reif für die Ernte.

Sie gewinnen das Öl mit Schneckenpressen von Hand. Warum ist das ein qualitativer Vorteil?

In den Schneckenpressen werden die Körner komprimiert und laufen durch einen Widerstand. Die Samen platzen auf und das Öl läuft unten heraus. Die Pressung ist rein mechanisch. Dabei entsteht auch Wärme, aber im Gegensatz zu konventioneller Öl-Herstellung überschreiten wir 37 Grad nicht. Ich erkläre meinen Kunden immer, was passiert, wenn wir 40 Grad Fieber haben. Da wird es gefährlich, weil sich die Fett- und Eiweißketten in unserem Körper auflösen. Wir erhalten durch schonende Pressung die langen Fettsäureketten im Öl. 

Und Sie passen bei der manuellen Pressung Druck und Geschwindigkeit jeder Sorte an?

Ja, Raps lässt sich z.B. leicht mit einer hohen Geschwindigkeit und geringem Widerstand pressen. Leinsamen haben eine harte Schale und würden sich bei hoher Geschwindigkeit zu stark erhitzen. Der Pressvorgang dauert dann dreimal so lange und der Ertrag ist geringer. In Deutschland darf man Speiseöl, das bis zu 120 Grad erhitzt wurde, als kaltgepresst deklarieren. Die hochwertigen Omega-3-, Omega-6- und Omega-9-Fettsäuren enthalten diese Öle dann nicht mehr.

Familie Kreiselmeyer von der Hof-Manufaktur Kreiselmeyer auf einem blau blühenden Leinfeld mit Speiseölen in der Hand
Familie Kreiselmeyer führt ihren Hof in fünfter Generation

Welche Speiseöle sind besonders wertvoll und wie verwendet man sie in der Küche? 

Lein-, Leindotter- und Hanföl besitzen das hochwertigste Fettsäure-Paket unter unseren Produkten. Hanföl besitzt den breitesten Baustein an Omega-3-, Omega-6- und Omega-9-Fettsäuren. Leindotter verfügt zusätzlich noch über viel Vitamin E. Leinöl weist den höchsten Gehalt an Omega-3-Fettsäuren auf. In der Küche sollte man die Speiseöle auf keinen Fall in der Pfanne erhitzen. Sonst zerstört man die Inhaltsstoffe. Sie eignen sich für Salate und kalte Speisen. Oder man gibt die Öle nach dem Dünsten dem Gemüse hinzu.

Unser täglicher Konsum ist eine große Entscheidung.

Von der Saat bis zum Speiseöl führen Sie jeden Arbeitsschritt selbst aus. Warum sollten wir regionale Lebensmittel wieder mehr schätzen?

Weil sie ganz viel verändern. Unser täglicher Konsum ist eine große Entscheidung, die wir unterschätzen. Letztes Jahr haben viele Radfahrer von Rothenburg ob der Tauber an unseren blauen Leinfeldern Halt gemacht. Viele wollten wissen, was da blüht und was wir machen. Die Menschen finden es wunderbar, dass wir verschiedene Kulturen anbauen. Und sie fragen, wie sie uns unterstützen können. Ganz einfach. Es reicht regionale Produkte zu kaufen. Dann können sich Strukturen und Landschaftsräume vor Ort wieder aufbauen. Die Natur verändert sich automatisch und wird wieder diverser. Unsere Felder leuchten im Frühling bunt. Der Blaumohn rot-violett, der Lein blau und unsere Hanffelder sind saftig grün. Und natürlich gibt es und die Möglichkeit unseren Betrieb in die nächste Generation zu führen und weiterzuentwickeln. Wir leben und engagieren uns hier. Ich finde es Schade, wenn wir uns immer mehr vom Import abhängig machen.  

Haben Sie ein Lieblingsöl oder eine Rezeptempfehlung?

Ich habe zwei Lieblingsöle. Zum einen benutze ich unser Leindotteröl sehr gerne, weil es einen milden Eigengeschmack hat. Man kann es mit vielen Gerichten kombinieren und es passt zu jedem Essig. Viele Menschen kennen das Öl nicht und es ist am schwierigsten zu vermarkten. Aber wenn wir es direkt auf dem Markt verkosten, ist es am Ende des Tages das meistverkaufte Öl. Morgens mache ich mir jeden Tag einen großen Löffel Leinöl in meinen Naturjoghurt und schneide noch einen Apfel rein. Das schmeckt sehr lecker. Joghurt oder Kräuterquark mildern durch ihre Milchsäure seinen herben und leicht bitteren Geschmack.

Mehr über Leinöl erfahren
In unserem Leinöl-Ratgeber findest du Informationen zur Herstellung, Verwendung und den Eigenschaften von Len- bzw. Leinsamenöl.