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Bienenprofi mit Respekt – Honig aus Niedersachsen

Bienenprofi mit Respekt – Honig aus Niedersachsen

Christian Jockheck kennt seine Bienen. Ohne Schutzanzug erntet der Imker aus Niedersachsen Honig mit ruhiger Hand. Vor der Leistung der  Insekten für Natur und Landwirtschaft hat er größten Respekt. Ihr kostbares Naturprodukt verarbeitet er in schonenden Verfahren zu Jockheck’s Honig.

Gespräch mit Christian Jockheck von Jockheck’s Honig

Herr Jockheck, Sie ernten Honig ohne Schutzanzug. Sind Sie ein Bienenflüsterer oder verstehen Sie sich einfach gut mit Insekten?

Nicht immer, aber meistens gehe ich zu den Bienen ohne Schutzanzug. Ich bin Bienenzüchter und jedes Volk hat seinen eigenen Charakter. D.h. ich selektiere die Bienen auf bestimmte Eigenschaften wie Wabenstetigkeit, Honigertrag und Sanftmut. Mein Vater sagte immer: Wenn du wissen willst wie die Tochter wird, dann schau dir die Mutter an. Ich sehe mir bei einem Bienenvolk die  Schwarmträgheit und Sanftmut der Mutter an. Sie vererbt ihre Eigenschaften auf die nächste Generation. Wenn ich dann zu meinen Bienen gehe, weiß ich, was mich erwartet.

Also, ist das Verhältnis zu Ihren Bienen gar nicht so romantisch? 

Bienen kennen ihren Imker. Das hört sich verrückt an, aber Bienen können zehnmal so gut riechen wie Hunde. Der ganze Organismus funktioniert mit Pheromonen, die für Harmonie im Stock sorgen. Bei 60.000 Insekten quetscht jeder Imker mal eine Biene, die dann zusticht. Ihr Alarmpheromon, das nach reifen Bananen riecht, bleibt dann am Lederhandschuh von schwer vermummten Imkern hängen. Beim nächsten Bienenbesuch denken die Insekten Hier kommt der Feind und reagieren aggressiv. Ich verstehe einfach nicht, warum manche Imker so extrem vermummt arbeiten.

Bienen sind unglaublich faszinierend.

Und wie haben Sie das Imkern für sich entdeckt?

Eigentlich komme ich aus einer ganz anderen beruflichen Ecke und bin von Haus aus Kaufmann. Ich war in der Textilbranche tätig, aber meine Großeltern hatten einen Bauernhof und ich wollte immer schon Landwirt werden. Ich hatte einen Hektar Land Streuobstwiese. Da habe ich meinen Imker-Cousin gefragt, ob er nicht Bienen auf meine Wiese stellen will. Hans-Martin hat mir dann meine ersten zwei Bienenvölker geschenkt und gesagt, ich soll das alleine machen. 

Warum ist die Arbeit mit den Bienen für Sie eine Berufung? 

Wenn man einmal dabei ist, kommt man nicht mehr davon los. Das ist wie eine Sucht. Bienen sind ein unglaublich faszinierendes Volk und als Imker erfährt man die Natur auf besondere Weise. Man erlebt die Jahreszeiten und sieht, was wann und wo blüht. Ich kümmere mich um die Tiere und kann ohne Land Landwirt sein.

Christian Jockheck bei der Arbeit
Christian Jockheck bei der Arbeit

Ich wandere mit meinen Bienen in ganz Deutschland.

Und warum verkaufen Sie Bärchen- und nicht Bienenhonig?

Also, ich verkaufe beides. Aber wir hatten Austauschschüler bei uns zu Gast. Sie kannten nur Nussnougatcreme und fanden Honig als Brotaufstrich merkwürdig. Durch ein cooleres Design und eine andere Ansprache will ich Kinder an Honig heranführen. Die Kinderrockband Randale hat ein Honig-Lied für uns komponiert. Das Lied ist sogar im KiKA Kanal gelaufen. Bärchen Honig ist natürlich derselbe Honig wie für Erwachsene. Aber die cremige Konsistenz wie z.B. bei Raps Frühtracht tropft nicht und bleibt auf dem Brötchen. Das finden Kinder und Erwachsene gut. Man muss Menschen da abholen, wo sie sind, um sie zu begeistern. 

Wo genau stehen Jockheck’s Bienen und welche Sorten gewinnen Sie? 

Mit meinen Bienen wandere ich in ganz Deutschland und stehe nicht nur an festen Orten. Ich fahre ich zu alten Truppenübungsplätzen und in Naturschutzgebiete. Meine Bienen stehen auch in der Colbitzer Heide. Dort befindet sich der älteste Lindenwald in ganz Europa. In der Lausitz stehen meine Bienen in der Akazie oder Edelkastanie auf 500 m Höhe. Edelkastanienhonig ist in der reinen Form sehr selten in Deutschland. Wälder mit Edelkastanien gibt es eher in Italien oder Frankreich. 

Sortenreinen Honig kann man nicht zweimal essen.

Warum schmeckt Honig jedes Jahr ein bisschen anders?

Honig ist ein Naturprodukt. Je nachdem was blüht und wo die Bienen ihn sammeln, besitzt er eine unterschiedliche Zusammensetzung. Die Kundschafterinnen unter den Bienen bringen Nektar in den Stock. Nur bei ordentlicher Qualität winken die Wächterbienen am Flugloch sie durch. Auf der Wabe tanzen sie den Schwänzeltanz und sagen so weiter, wo sie die Pflanzen gefunden haben. Die Nachahmerinnen fliegen dann zur selben Stelle und holen dort den Nektar ein. Eigentlich ist der Honig in jeder einzelnen Wabe anders. Honig schmeckt nur gleich, wenn wir ihn verschneiden. Dann hat man einen Mischhonig. Sortenreinen Honig kann man nicht zweimal essen.  

Gibt es manchmal auch Probleme bei der Honigernte?

Imkerei ist Landwirtschaft und immer vom Wetter abhängig. Aber wir haben auch andere Schwierigkeiten. Bei bestimmten Sorten kristallisiert Honig unglaublich schnell in den Waben zu Melezitosehonig aus. Man kann den Zementhonig nicht ausschleudern und die Bienen können auf ihm nicht überwintern. Dann hat man eine tolle Tracht, aber kann sie nicht verwenden. Auch Heidehonig ist z.B. schwierig zu gewinnen. Man muss die einzelnen Waben anstippen, d.h. mit einer Walze oder Nadel anstechen. Der Honig wird dann kurzzeitig viskos bevor er nach 30 Minuten wieder in den kristallinen Zustand übergeht. Das ist nicht so einfach.

Die Bestäubungsleistung der Bienen beträgt zwei Milliarden Euro.

Warum sind Bienen genau wie Schweine und Rinder wichtige Nutztiere?

Eigentlich ist die Honigbiene eine Wildbiene, die es seit 110 Millionen Jahren auf der Welt gibt. Heute überlebt kein Bienenvolk mehr ohne Imker. Das haben wir mit der Einschleppung der Varroamilbe in den 80er Jahren geschafft. Mittlerweile sind die Insekten auf uns Imker angewiesen. Nach Schweinen und Rindern sind sie das drittwichtigste Nutztier. Ein Volk besitz im Sommer 60.000 Individuen. Jede Biene fliegt am Tag 40 mal aus und bestäubt dabei 8000 Blüten! 80 Prozent unserer Pflanzen sind auf ihre Bestäubung angewiesen. Wenn man die Bestäubungsleistung der Bienen monetär beschreiben würde, läge sie allein in Deutschland bei zwei Milliarden Euro. Die Allgemeinheit profitiert von der Honigbiene mehr als der Imker.

Was ist der Unterschied zwischen Wild- und Honigbienen?

Weltweit gibt von der die Apis Mellifera, also der Honigbiene sieben oder acht Arten. Sie gehört zu den staatenbildenden Bienen. Hier in der Gegend haben wir 350 verschieden Arten an Wildbienen. Die meisten außer der Hummel leben solitär in der Erde und nicht in einem Stockhotel. Sie bauen eine Niströhre, legen dort Eier und Pollen ab und sterben. Erst wenn im nächsten Jahr bestimmte Trachtpflanzen wieder blühen, fliegt die nächste Generation raus. Die Hälfte der solitären Wildbienen ist vom Aussterben bedroht.

Ohne die Varroamilbe wäre ein Bienenvolk unsterblich.

Honigbienen sind die Teamplayer. Was können wir Menschen von den Insekten lernen?

Bienen sind großartig und faszinierend, aber man muss sie immer als ganzen Organismus betrachten. Ohne die Bienenkönigin ist das Volk verloren. Alle Mädels, die da rumschwirren sind blutsverwandt und teilen ein Schicksal. Die einzelne Bienen zählt in dem Zusammenhang nicht viel. Es geht um das Überleben des gesamten Volkes und die Weitergabe der Gene an die nächste Generation. Wenn es die Varroamilbe nicht gäbe, wäre ein Bienenvolk praktisch unsterblich. Immer wieder verjüngt es sich. Lässt die Legeleistung der Königin nach, schafft sich das Volk eine neue an. 

Im Stock machen also die weiblichen Bienen die Arbeit. Und die männlichen hängen eher gemütlich herum?

Die Jungs im Stock werden geliebt und auch am besten gefüttert. Die Mädels hätscheln und tätscheln sie. Natürlich sind sie fliegendes Sperma. Die Befruchtung ist ihre Hauptaufgabe. Sie müssen gesund sein, damit sie die Prinzessin im Flug auf dem Drohnensammelplatz begatten können. Aber im Spätsommer gibt es irgendwann keine jungen Königinnen mehr zur Begattung. Dann verwandeln sich die lieben Schwestern am Tag der Drohnenschlacht in Furien. Sie lassen die unnützen Fresser, die sich selbst nicht ernähren können, verhungern. Wer trotzdem noch im Stock rumhängt wird abgestochen. Einzelne Drohnen sind zufällig nicht zuhause und überleben. 

Honig gewinnt man oft nicht reif.

Honig stellt man auch als Massenware her. Was ist der Unterschied zu traditionell gewonnenen Honig?

Ich halte es für ein Gerücht, dass man Honig wie Massenware produziert. Das geht gar nicht. Honig ist ein Naturprodukt. Man ist auf auf der ganzen Welt auf die Zusammenarbeit der Mädels angewiesen. Auf illegalem Wege kann man Honig natürlich verfälschen und mit Zuckerwasser, Zuckersirup oder Reisstärke strecken. Aber viel wichtiger ist, dass man Honig oft nicht reif gewinnt. Darin liegt der Qualitätsunterschied. Wenn man schneller erntet, kann man natürlich mehr Honig gewinnen.

Und wann genau ist Honig reif für die Ernte?

Nach der Deutschen Honigverordnung darf Honig einen Wassergehalt von 20% besitzen. Aus meiner Sicht ist der Honig dann noch gar nicht reif. Die Bienen haben ihn nicht oft genug umgetragen. Wenn sie den Honig untereinander weitergeben, reichern sie ihn jedes Mal mit Enzymen und Fermenten an. So wird er haltbar, denn er dient den Insekten ja eigentlich als Wintervorrat. Für die Aktivität der Enzyme im Honig gibt es keine Festlegung. Der Honig kann auch tot sein und ist dann eigentlich Zuckerwasser. 

Filterung entzieht dem Honig den Pollen.

Wie legen Sie dann Qualität bei Jockheck’s Honig fest?

Laut Deutschem Imkerbund sollte Honig maximal 18% Wasser enthalten. Dann ist er häufiger umgetragen, trockener und wertvoller, da er mehr Enzyme und Fermente besitzt. Bei der Aktivität der Enzyme, der sogenannten Invertase, gibt es zwei Qualitäten. Auslese liegt laut Deutschem Imkerbund bei 60 und Premium bei 85 Einheiten pro Kilogramm. Mein Honig ist 40 bis 50 mal umgelagert und liegt in der Regel über diesen Werten. Mein bester Honig hatte 13,9 Prozent Feuchtigkeit und eine Invertaseaktivität von 499. Das sind deutliche Qualitätsunterschiede.

Gibt es auch wichtige Unterschiede in der Verarbeitung?

Ich siebe Honig nach dem Schleudern. Eine Filterung entzieht ihm den Pollen und die Kristallisationskeime. Der Honig bleibt dann lange flüssig, aber ihm fehlen die wertvollen Eiweißbestandteile des Pollens. Ich rühre den Honig lange für eine angenehm cremige Konsistenz. Ohne Pollen kann man auch keinen Herkunftsnachweis führen. Normalerweise sind die Stoffe im Honig wie ein Fingerabdruck und man weiß, wo er herkommt. Das zählt auch zu den den Qualitätsparametern.

Eine Bestäubung von Hand ist bei uns nicht möglich.

Warum sind Monokulturen für Bienen so schädlich?

Bienen brauchen zur Aufzucht einer Larve den Pollen von dreißig verschiedenen Pflanzen. Bei Monokulturen finden sie nur eine Nahrungsquelle und erhalten Mangelernährung. Das ist genau wie bei Kindern, die nur Nussnougatcreme oder Pommes essen. Die Bienen brauchen Pollen in unterschiedlicher Zusammensetzung, um gesund aufzuwachsen. Sonst haben sie beim Schlüpfen schon ein Handicap und das Volk schwächelt vor sich hin. Aber im Vergleich zu Amerika oder anderen Teilen der Welt mit riesigen Monokulturen, haben wir noch eine kleinteilige Landwirtschaft. Bienen fliegen im Umkreis von 3km und finden dort in der Regel ihr benötigtes Futter.

Müssen wir bald wie in China Blüten von Hand bestäuben oder wie geht es mit der Bienenwelt weiter?

Das ist kein schönes Szenario, aber es gibt dort schon noch Bienen. Teilweise sehen die Menschen die Bestäubung von Hand als Vorteil. Sie erhalten so gezielt bestimmte Früchte und Pflanzen. Das ist bei uns nicht denkbar und bei unserer Vielfalt an Pflanzen auch gar nicht machbar. Man kann das vielleicht bei einzelnen Obstbäumen durchführen, aber wir sind auf die Bestäubung der Insekten angewiesen. Eine Biene bestäubt am Tag wie gesagt 8000 Blüten. Das können Arbeiter gar nicht leisten. 

Die Honigbiene steht wie der Panda für bedrohte Tierarten.

Aber ist die Honigbiene nicht vom Aussterben bedroht?

Die Honigbiene ist nicht vom Aussterben bedroht, solange es Imker gibt. Unser Hauptproblem ist die Varroamilbe. Man forscht daran, aber es ist nicht einfach vererbende Resistenzen bei den Bienen zu erzeugen. Momentan sind wir in der glücklichen Situation, dass die Hobbyimkerei wieder Zulauf erhält. Die Honigbiene steht wie der Panda oder Eisbär für bedrohte Tierarten, weil man zu ihr eine klare Vorstellung hat. Man denkt bei Bienen ja nicht als erstes an die Schwarze Holzbiene. Was für Honigbienen gut ist, gilt auch für Wildbienen. Also, ist es sinnvoll sie als Bild zu nutzen.

Sie sind Kulinarischer Botschafter Niedersachsens. Warum ist es Ihnen wichtig für Regionalität zu begeistern?

Jeder hat doch eine gewisse Verbundenheit mit seiner Heimat und assoziiert mit ihr einen ganz bestimmten Geschmack. Egal ob Pfälzer Saumagen oder Bayerische Weißwurst – man denkt bei jeder Region an bestimmte Lebensmittel. Honig ist wie ein Fingerabdruck der Landschaft. In Bayern schmeckt er komplett anders als in Niedersachsen. Also, ist er ein hervorragender Botschafter für eine Region. Mein Rapshonig repräsentiert und verkörpert als kulinarischer Botschafter das Land Niedersachsen und seinen typischen Geschmack.

Die geschmacklichen Unterschiede beim Honig sind reizvoller.

Was ist Ihr Lieblingshonig und haben Sie eine Rezeptempfehlung?

Bei Honig ist es wie bei Käse. Die meisten fangen mit einem Gouda an und landen irgendwann beim Greitzer. Als Imker findet man am Anfang einen milden blumigen Honig wie Akazie großartig. Man kann ihn gut für Dressings, Joghurt oder Tee verwenden. Aber irgendwann sind die Unterschiede reizvoller. Mittlerweile mag ich Edelkastanienhonig am liebsten. Er hat eine leicht rötliche Farbe und schmeckt für Honig erstmal ungewöhnlich kräftig, herb und bitter. Edelkastanien- honig passt ideal zu Ziegenkäse oder in Fleischmarinaden. Man kann ihn über eine lauwarme Quiche laufen lassen. Oder man röstet Walnüsse in der Pfanne und genießt ihn zu Eiscreme.