Bille 44 – Edelbrand Manufaktur
Schon als kleiner Junge stand Florian Zappe in Brennereien. Seine Faszination für die Obstbrand-Destillation begleitet ihn auch heute noch. In seiner Edelbrand Manufaktur in Fronhofen am Bodensee arbeitet er mit Liebe zum Detail.
Eigentlich will Florian Zappe nur für sich selbst den besten Schnaps brennen. 2017 erwirbt er auf einem Jahrmarkt seine erste kleine Tischdestille. Mit Begeisterung versucht er sich an seinen ersten Spirituosen. Das Ergebnis ist mehr als gut und langsam steigt die Nachfrage von Freunden und Familie. Zappe schaut sich nach einer größeren Destille um. Im Nachbarort findet er eine ganze Brennerei. Er pachtet den Hof und restauriert ihn mit seiner Partnerin von Grund auf.
Reine Handarbeit sorgt für beste Qualität.
Bille brennt wieder
Als Quereinsteiger und Autodidakt arbeitet sich Zappe konsequent in das Fach der Brennkunst ein. Er optimiert sein biochemisches Wissen, um die Prozesse der Destillation zu verstehen. Nach einiger Zeit spürt er den Wunsch aus seiner Leidenschaft ein Unternehmen zu gründen. Im Ort sprechen sich die Männer mit Bille an. Als Zappe gerade auf seinem Hof Obst wäscht ruft seine Nachbarin: Schön, der Bille brennt wieder. Zappes Blick fällt auf seine Hausnummer 44 und die Manufaktur hat einen Namen.
Beste Früchte für die edlen Tropfen
Nur aus den besten Früchten brennt der Meister einen edlen Tropfen. Vollreifes Obst liefert hier das intensivste Aroma. Seine sorgfältige Säuberung ist dabei grundlegend. Stielreste und Schadstellen führen im Destillat zu Fehlaromen. Kernobst wie Äpfel und Birnen zerkleinern Häcksler, Mühlen oder Pressen. Steinobst besitzt ein sehr weiches Fruchtfleisch. Es bedarf einer besonders sanften Verarbeitung. Zappe verwendet für seine Destillate nur ungespritztes Obst aus der Region.
Das gesäuberte Obst wird in einer Maische angesetzt. Der Fruchtzucker vergärt mithilfe von Reinzuchthefe und Enzymen zu Alkohol. Ein kontrollierter Gärvorgang ist für die volle Entfaltung der Aromen wichtig. Edelstahltanks oder Plastikbehälter für die Maische müssen hygienisch einwandfrei sein. Die Vergärung sollte möglichst sauerstoffarm stattfinden. Ein Gärvorgang dauert in der Regel 10 bis 20 Tage. Kirschmaische enthält dann 7 bis 8 % Alkohol.
Das Herzstück heraustrennen
Im Brennvorgang trennt sich der aromatragende Alkohol von den restlichen Stoffen der Maische. Vor-, Mittel- und Nachlauf müssen richtig voneinander getrennt werden. Der Mittellauf ist das Herzstück und beinhaltet das fertige Destillat. Im Vor- und Nachlauf befinden sich Methanol und Fuselöle. Sie verunreinigen die Flüssigkeit. Zappe nimmt sich für den Brennvorgang Zeit. Er befeuert seinen Kessel nur mit Buchenholz. Es sorgt für eine gleichbleibende Temperatur während des Brennvorgangs. Ein Obstwasser ist ein Brand aus Steinobst. Für eine Flasche Kirschwasser mit 0,7 l und 40% Alkohol braucht man in etwa 4 kg Kirschen.
Obstgeist mazeriert
Bei einem Obstgeist mazerieren Früchte in Neutralalkohol. Ihr Zuckergehalt reicht für eine Gärung nicht aus. Anschließend destilliert man das Mazerat zu einem Geist. Obstbrände und Obstgeiste müssen zur vollen Aromaentfaltung lagern. Sie reifen mindestens zwischen drei bis sechs Monaten. Bei besonders hochwertigen Destillaten beträgt die Lagerzeit zwischen zwei bis zehn Jahren.
Für Weinbrand, Whisky und Rum spielt die Fasslagerung eine große Rolle. Das Holz verleiht den Spirituosen bestimmte Aromen. Klare Obstbrände reifen meist in neutralen Behältern. Im Kontakt mit der Luft wird das Destillat weicher und bildet sein fruchtiges Aroma aus. Zur Lagerung dienen Edelstahltanks, Tonkrüge oder wie bei Zappe Glasballons. Nach ausreichender Lagerung füllt man Brand und Geist mit weichem Quellwasser auf die jeweilige Trinkstärke ab. Die Edelbrand Manufaktur filtert ihre Destillate nicht. Sie haben so ein volles natürliches Aroma. Ein klassischer Brand enthält 37,5% Alkohol.
Obstbrand richtig genießen
Ein Obstbrand sollte kühl und dunkel aufbewahrt werden. Geöffnet verliert er sein Aroma schneller als ein Obstwasser. Bei gut verschlossener Flasche halten Kirsch-, Zwetschgen- oder Mirabellenwasser über Jahre. Die Servierempfehlung für einen guten Obstler ist kalt, aber nicht eiskalt. Bei einer Temperatur von 12-18 Grad entfaltet sich sein Fruchtaroma am besten. Die ideale Trinktemperatur für ein Obstwasser liegt bei 16 bis 18 Grad. Auch das richtige Glas beeinflusst das Aroma.
Einen Obstbrand genießt der Kenner aus einem tulpenförmigen Glas mit Stiel. So riecht und schmeckt man sein Aroma optimal. Neben dem puren Genuss eignen sich Obstbrände auch hervorragend für Longdrinks oder zum Verfeinern von Desserts und Backwaren.
Gespräch mit Florian Zappe von Bille 44
Warum stellen Sie Spirituosen her?
Die Intention seltene Obstsorten zu erhalten hat uns angetrieben daraus Brände herzustellen. Wichtig ist uns, dass wir sortenrein brennen. So können wir die Baumarten des Obst exakt bestimmen. Auch der Manufaktur-Gedanken treibt uns an. Bei uns werden alle Rohstoffe von Hand verarbeitet, gebrannt, abgefüllt und etikettiert.
Worauf legen Sie besonderen Wert?
Uns ist es besonders wichtig, dass alle Arbeitsschritte aus einer Hand stammen. Die Etiketten füllen wir handschriftlich aus. Wir kleben sie einzeln auf jede Flasche nachdem sie von Hand abgefüllt wurden. Auch unsere Rohstoffe werden in Handarbeit geerntet. Wir verwenden nur ungespritztes Obst. Die handverlesenen Früchte können wir ständig kontrollieren. So werden wir unserem hohen Qualitätsstandard gerecht. Bei Kernobst entfernen wir Kerngehäuse und Stiele in Handarbeit. Für 900 Kilo Rohstoff sind fünf Personen mehrere Tage beschäftigt.
Was zeichnet Bille 44 Spirituosen aus?
Wir verlesen unser Obst von Hand. Dabei stellen wir sicher, dass es absolut sortenrein eingemaischt und gebrannt wird. Die Anzahl und Sorten unserer Destillate richten sich nach der Ernte. Unsere Brände verhalten sich wie gute Weine: Nicht jeder Jahrgang ist gleich. Teilweise werden wir überflutet von gutem Obst und in anderen Jahren fällt der Ertrag geringer aus.
Was macht Ihre Spirituosen einzigartig?
In unserer Manufaktur verarbeiten wir nur absolut reifes Obst, das die intensivsten Aromen hat. Und wir legen Wert auf besondere Verfahren. Gin mazerieren und destillieren wir mehrfach. Dabei arbeiten wir mit natürlichen Aroma-Körben. So fangen wir die vollen Aromen der Botanicals während der Kondensation ein und veredeln sie.
Woher beziehen Sie Ihre Zutaten?
Unser Obst beziehen wir überwiegend von Privatpersonen aus dem Raum Bodensee und Oberschwaben. Wir tragen zum Erhalt der lokalen Streuobstwiesen bei. Dabei tauschen wir uns über die Bäume und ihre Geschichte aus.
Welche Rolle spielt die Region für Sie?
Durch den Erwerb von Rohstoffe aus der Region haben wir kurze Transportwege. Das ermöglicht uns eine neutrale CO2-Bilanz. Vor Ort überzeugen wir uns selbst von der Qualität. Wir wissen von jeder Frucht, woher sie stammt. Auf diese Weise schaffen wir Transparenz für unsere Kunden.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Der Manufaktur-Gedanke bestimmt auch unsere Zukunftspläne. Wir möchten Whisky in unser Sortiment integrieren. Aber wir wollen keine Massenprodukte schaffen, sondern ein weiteres exklusives Produkt mit hohem Qualitätsstandart etablieren.
Wie sieht für Sie ein zufriedener Kunde aus?
Ein funktionierendes Marketing ist, wenn der Kunde wiederkommt! Genau das beobachten wir stetig. Wir freuen uns über lobenswerte Rückmeldungen. Auf dem Markt bieten wir Brände, die sonst nirgends zu finden sind. Dazu gehört zum Beispiel die gelbe Edelpflaume. Sie macht unseren Kunden Freude und das spüren wir.