Die Suche nach dem besten Likör lässt Lena A. Härter nicht mehr los. Mit Bockfieber fängt sie natürliche Aromen ein und bringt ehrliche Genussmomente in die Flasche.
Gespräch mit Lena A. Härter von Bockfieber
Frau Härter, was ist Bockfieber?
Bockfieber ist ein Begriff aus dem Jägerlatein. Es beschreibt den Gemütszustand eines Jägers kurz vor und nach dem Schuss. Voller Adrenalin muss er sich konzentrieren. Mittlerweile steht Bockfieber auch für unsere hochwertigen Liköre. Wir haben uns definitiv einen Namen gemacht.
Wie kamen Sie auf die Idee Liköre selbst herzustellen?
Mein Vater hatte die Idee für Bockfieber. Er ist leidenschaftlicher Jäger. Traditionell trinkt man nach der Jagd einen Kräuterlikör. Meinem Vater haben die gängigen Varianten geschmacklich nicht zugesagt. Da hat er mit einem befreundeten Destillationsmeister einen eigenen Kräuterlikör entwickelt. Nach langen Experimenten verschenkte er 2015 den ersten Bockfieber an Freunde. Alle waren begeistert. Ich hatte zu dem Zeitpunkt mein Bachelor-Studium Marketing-Kommunikation und Werbung gerade beendet. Also, holte mich mein Vater mit ins Boot. Ich habe ein Marketingkonzept und mit einer Freundin das Design für Bockfieber entwickelt.
Bei Bockfieber stehen die natürlichen Aromen im Vordergrund.
Was ist das Geheimnis Ihrer Rezeptur?
Ich denke, wir haben kein großes Geheimnis. Aber wir legen viel Wert auf die Qualität der Herstellung und Zutaten. Wir verwenden nur natürliche Aromen und nutzen keinerlei künstliche Zusätze in unseren Produkten. Lange haben wir ausprobiert, was das perfekte Herstellungsverfahren ist. Bei uns werden alle Liköre mazeriert und destilliert. Durch dieses doppelte Verfahren schmecken sie besonders mild und fein. Wir nutzen nur die Mindestmenge an Zucker, die zur Definition von Likör notwendig ist. Das ist im Vergleich zu anderen Produkten sehr wenig. Bei Bockfieber stehen die natürlichen Aromen und nicht die Süße im Vordergrund.
Was ist das Besondere an Ihrem Herstellungsverfahren?
Traditionell stellt man Liköre mit dem Verfahren der Mazeration her. Der gewünschte Geschmacksträger weicht meist in Neutralalkohol ein. Für einen Lösungsvorgang müssen die Zutaten mindestens 36 Stunden mazerieren. Oft verwenden Hersteller viel Zucker, weil er den Vorgang beschleunigt. Bei uns dauert es mit wenig Zucker ein bisschen länger. Nach und nach gehen die Aromen in den Alkohol über. So schmeckt der Likör natürlich intensiv.
Obst beziehen wir aus dem Schwarzwald.
Wieviel Zeit braucht ein guter Likör?
Die Dauer der Mazeration hängt wie gesagt von der Menge des Zuckers ab. Aber natürlich spielt auch die Grundzutat eine Rolle. Kräuter und Früchte mazerieren unterschiedlich lang. Obst enthält an sich Zucker. Bei Fruchtlikör müssen wir weniger davon hinzugeben und das Verfahren verläuft schneller als mit Kräutern. Wir erhitzen einen Teil des Mazerats zusätzlich. So besitzen unsere Liköre einen Alkoholgehalt von mindestens 28 %. Das ist für einen Likör relativ viel. Aber das höhere Alkoholvolumen intensiviert die Aromen. Kräuterlikör lagern wir ein halbes Jahr. Die anderen Sorten kann man direkt verzehren.
Woher beziehen Sie Ihre Zutaten?
Wir versuchen Zutaten möglichst regional zu beziehen. Aber wir brauchen große Rohstoffmengen, denn wir kommen ohne künstliche Aromen aus. Regionalität ist hier leider nicht immer möglich. Wir greifen aber immer auf die besten Anbaugebiete zurück. Unser Obst stammt aus dem Schwarzwald. Beim Pflaumenlikör haben wir Früchte aus den unterschiedlichen Hanglagen. Die Nüsse beziehen wir zum größten Teil aus der Türkei. Sie ist eines der besten Anbaugebiete der Welt. Kräuter und Wurzeln wie Enzian und Kalmus stammen aus den Alpen. Das sind klassische Bergkräuter, die wir mit einer frischen Zitrusnote verfeinern.
Unser Pflaumenlikör schmeckt samtig weich.
Wo genau stellen Sie Bockfieber her?
Wir stellen die Spirituosen bei einer erfahrenen Brennerei im Schwarzwald her. Dabei arbeiten wir in kleinen Mengen und produzieren pro Charge nur 400 Flaschen. Davon profitiert das einzelne Produkt sehr. Die Zutaten bleiben erlesen und wir können größere Mengen für weniger Likör verwenden. Das macht sich natürlich geschmacklich bemerkbar. Am Ende hat man mehr Aroma in der Flasche.
Wie entwickeln Sie neue Rezepturen?
Nach dem Nusslikör wollten wir mit den Fruchtlikören eine neue Sorte anbieten. Wir haben viele Obstsorten getestet und uns für Sauerkirsche und Pflaume entschieden. Sauerkirsche besitzt ein explosionsartiges, fruchtiges Geschmackserlebnis. Unser Pflaumenlikör schmeckt samtig weich. Das sind zwei Welten, die sich für unterschiedliche Gelegenheiten eignen. Und natürlich sprechen sie verschiedene Geschmackstypen an. Außerdem hören wir auf unsere Kunden. Normalerweise sind wir fast jedes Wochenende auf Messen. Dort teilen sie uns Wünsche mit. Wir experimentieren dann mit Geschmacksproben im gesamten Team. Es kann ein Jahr dauern bis wir eine Kreation entwickelt haben und wirklich von ihr überzeugt sind.
Das Design spiegelt unsere Ehrlichkeit.
Warum ist das Design bei Bockfieber so wichtig?
Unsere Philosophie hat einen sehr großen Stellenwert im Design. Die reduzierte Gestaltung spiegelt unsere Ehrlichkeit. Der mit Holz gemaserte Bock stellt die Verbundenheit zur Natur dar. Der filigrane Direktdruck wirkt sehr hochwertig und steht für unsere Qualität. Unser modernes Flaschendesign unterscheidet sich von alteingesessenen Likören. Wir haben den German Design Award für den Kräuterlikör erhalten. Er bewertet, inwiefern Gestaltung und Unternehmensphilosophie zusammenpassen. Mit Hinblick auf die Einheitlichkeit des Sortiments haben wir unser Design jetzt etwas verändert.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Wir haben einen großen Schritt gewagt. Demnächst bringen wir alle vier Geschmackssorten als klare Spirituosen raus. Dabei haben wir wieder auf unsere Kunden gehört. Es gab viel Nachfrage nach einem klaren und hochprozentigem Bockfieber. Wir destillieren die Brände mit den gleichen Grundzutaten wie die Liköre. So bleibt das Sortiment in sich harmonisch. Natürlich verzichten wir auch hier auf künstliche Aromen und verwenden gar keinen Zucker. Bald gibt es unseren Kräuter- und Nusslikör als Kräuter- bzw. Nussgeist, Pflaume und Kirsche als Brand.
Einen guten Likör genießt man bei Zimmertemperatur.
Was sollten Kunden an Bockfieber schätzen?
Kunden schätzen unsere Qualität für besondere Genussmomente. Bockfieber ist nichts für wilde Partynächte. Unsere Spirituosen sind höher angesiedelt. Mit traditioneller Handwerkskunst stellen wir aus hochwertigen Zutaten erstklassige Produkte her. Jetzt möchten wir unsere Zielgruppe mit Vielfältigkeit überzeugen. Zu Beginn hatten wir zwei Liköre. In neun Monaten ist unser Sortiment um sechs Produkte gewachsen.
Wie trinkt man einen Likör richtig?
Da gibt es tatsächlich einige Verwirrung. Viele trinken ihren Likör heute nur noch eiskalt. Das macht vor allem bei sehr süßen Likören Sinn, die dann milder schmecken. Eigentlich entfalten sich die Aromen eines Likörs aber bei Zimmertemperatur am besten. Einen guten Likör sollte man nicht kühlen. Bockfieber lebt von natürlichen Aromen. Deshalb empfehlen wir unsere Liköre bei Raumtemperatur zu genießen. So schmecken die natürlichen Aromen intensiver.
Haben Sie einen Lieblingslikör und eine Rezeptempfehlung?
Natürlich mag ich alle unsere Produkte sehr. Momentan liebe ich aber den Sauerkirschlikör. Sein saurer fruchtiger Abgang schmeckt einfach unglaublich. Meine Rezept-Empfehlung ist unser Bockpresso. Einfach unseren Kräuterlikör mit Espresso und Zitronensaft verfeinern. Das ist ein perfekter Digestif und schmeckt wunderbar!