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Sinnvoll genießen

Königlich. Wild

Königlich. Wild

Zibärtle, Brettacher Apfel und Königliche Amarelle. Im Reich der Früchte herrscht von Natur aus Diversität. Der konventionelle Handel hat ihre breite Auswahl drastisch reduziert. Dabei sind gerade alte Obstsorten schmackhaft und im Anbau ordentlich robust. 

Die Auswahl an Obstsorten ist eigentlich ziemlich groß. Über die Jahrhunderte haben wir Apfel, Birne, Pflaume und Kirsche kultiviert und widerstandsfähige, solide Sorten hervorgebracht. Unsere Großmütter und Großväter hatten Apfelbäume, die in der Fruchtfolge von Juli bis November Ertrag brachten. Doch der vermehrte Import von Obst in den 70er Jahren verdrängte die heimischen Früchte. Gleichzeitig verschwanden mit der landesweiten Flurbereinigung zahlreiche Streuobstwiesen.

Einheitsgrößen bei Obst erleichtern die industrielle Verarbeitung

Obwohl es weltweit geschätzte 20.000 Apfelsorten gibt, finden wir heute im Supermarkt meist nur Gala, Gloster und Granny Smith. Auf großen Plantagen gezüchtet sind die Äpfel einheitlich in Farbe und Form. Dahinter verbirgt sich nicht nur eine vermeintliche Qualitätsgarantie für den Verbraucher. Einheitliche Form und Konsistenz erleichtern die industrielle Verarbeitung von Obst. Bei gleicher Größe können Maschinen Äpfel z.B. einfacher, also gewinnbringender schälen. EU-Verordnungen unterstützen durch Vorgaben zu Aussehen und Größe bei den einzelnen Obstsorten die industriellen Ansprüche. Dabei kommen Früchtchen, die nicht in die Norm passen, erst gar nicht in den Handel.

Das Verschwinden alter Obstsorten geht nicht nur auf Kosten eines vielfältigen Geschmacks. Alte Obstbäume oder Sträucher sind oft viel robuster im Anbau und resistenter gegen Schädlinge als Neuzüchtungen. Streuobstwiesen sind für die Tier- und Pflanzenwelt reinste Biotope im Gegensatz zu monokulturellen Obstbaum-Plantagen. Wir stellen drei seltene Obstsorten vor:

Königliche Amarelle – Französisches Originale

Die Königliche Amarelle gehört zu den ältesten Amarellensorten und hat ihren Ursprung in Frankreich. Dort baute man sie als Ceris a courte queue an bevor sie sich im mitteleuropäischen Raum verbreitete. Als Muttersorte vieler anderer Kirscharten wächst die Königliche Amarelle heute klassischerweise im Mittelrheintal.

Drei Königliche Amarellen hängen reif und rot am Baum
Die Königliche Amarelle schmeckt süß und mildsauer

Im Anbau eher anspruchslos trägt sie fast jährlich zwischen Anfang und Ende Juli. Der Ernteertrag der kleinen bis mittelgroßen Früchte ist in der Regel gering. Leuchtend rot in der Farbe schmeckt die Königliche Amarelle süß und mildsauer. Rundlich in der Form ist sie an beiden Seiten plattgedrückt und besitzt weiches, hellgelbes Fruchtfleisch. Die Kirschsorte lässt sich besonders gut zu Saft und Marmelade verarbeiten, eignet sich aber auch für den direkten Verzehr. 

Slow Food hat die Königliche Amarelle in die Arche des Geschmacks aufgenommen, um die seltene Kirschsorte vor dem Aussterben und dem Vergessen zu bewahren.

Zibärtle – Wilde Bergpflaume

Zibärtle oder Zibarte ist eine Wilde Bergpflaumenart und existiert seit der Jungsteinzeit. Botanisch betrachtet hat sie sich seit 10.000 Jahren nicht verändert. Hildegard von Bingen erwähnt die Zibarte Ende des frühen Mittelalters zum ersten mal schriftlich. Nach 1945 wurde die ursprüngliche Pflaumensorte fast ausgerottet. Heute baut man Zibärtle hauptsächlich im Schwarzwald zwischen Ortenau und Freiburg, in Österreich und der Schweiz wieder an.

Reife Zibarten hängen am Ast

Das Aroma der Zibarte erinnert an Schlehen

Die Bäume der Zibarte erreichen eine Wuchshöhe von 3 bis 4 m und besitzen dornige Zweige. Blätter und Blüten sind im Vergleich zu anderen Pflaumenarten relativ klein. Die kugeligen Früchte reifen von September bis Oktober heran und erhalten eine blaue, grüngelbe oder gelbe Farbe mit rötlichen Wangen. Das Aroma der Zibarte erinnert mehr an Schlehe als an den Geschmack anderer Pflaumensorten. Das Fruchtfleisch ist weich und gerbstoffhaltig. Die Ernte der Pflaumen findet in mühevoller in Handarbeit statt und ist aufgrund der dornigen Zweige besonders aufwendig. 

Traditionell verarbeitet man die Früchte in der Obstbrennerei zu einem edlen Destillat. Zur vollen Aromabildung lagert man den Sud der Früchte nach dem Maischen in Steintöpfen vor dem Brennvorgang. Die Zibarte verleiht den Destillaten einen feinen Mandel- und Marzipanton.

Brettacher Apfel – Süddeutsches Früchtle

Der Brettacher Apfel gehört heute zu den bedrohten Apfelsorten und wird nur noch selten angebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts veredelte man im süddeutschen Langenbrettach einen wilden Apfel-Sprössling  zu der Sorte. Der Brettacher Apfelbaum bevorzugt einen sonnigen bis schattigen Standort und ist anspruchslos im Anbau. Frosthart wächst er auf sandigen bis nährstoffreichen Böden und trägt im Oktober Frucht. 

Nahaufnahme vom Brettacher Apfel am Baum
Der Brettacher Apfel besitzt leichte Würze

 Kugelig bis abgeflacht in der Form besitzt der große bis sehr große Apfel eine grün-rote Schale mit fettiger bis wachsiger Haut. Bei mittlerem Zuckergehalt verfügt er über leichte Würze und ein fruchtig-herbes Aroma. Etwas zu sauer für den direkten Verzehr eignet sich die saftige Sorte gut zum Backen, Kochen und für die Herstellung von Saft.